Der Geniebegriff – Grenouille als wirklich wahrhaftiges Genie? In unserem Artikel möchten wir Grenouille und den zur Zeit der Aufklärung herrschenden Geniebegriff zusammenführen und den Charakter aus dem Roman „Das Parfum“ - oftmals auch „Das Parfüm" geschrieben - unter diesen Aspekten analysieren. In wie weit ist Grenouille ein Genie, welche Eigenschaften besitzt er, welche grenzen ihn ganz klar von dem Geniebegriff ab? Dies alles findet ihr in unserem Artikel auf dieser Seite.
Auf unserer Seite zu den deutschen Epochen der Literatur findet ihr auch einen Artikel zur Epoche der Aufklärung, die in diesem Artikel auf der Seite hier eine große Rolle spielt. Wenn ihr euch also noch einmal anschauen möchtet, um welche Epoche es sich handelt, gelangt ihr hier zu unserer Seite:
Es gibt drei Überbegriffe wenn es darum geht, ein Genie zu definieren.
Wahnsinn Kreativität Geist
Außerdem gibt es die sogenannte Definition des Geniebegriffs, die wir euch anhand einer Grafik zeigen möchten:
In der Epoche der Aufklärung gab es die, durch verschiedene Philosophen und die Bewegung maßgebliche beeinflussenden Autoren und Gründerväter dieser Zeit, hervorgerufene Definition des Genies. Diese gab an, dass ein Genie durch herausragende Fähigkeiten, also höchste schöpferische Fähigkeiten und angeborene Verhaltensweisen, zu erkennen ist. Die absolute Perfektion in einem Bereich zeichnet diesen Charakter aus, die jederzeit durch kreatives Denken und Umsetzen der Ideen etwas Neues schaffen kann. Ein Genie wagt sich in noch unbekannte Bereiche vor und schreckt nicht zurück, wenn es etwas entdeckt, was neu ist.
Grenouilles herausragender Ehrgeiz und sein Streben nach absolut perfekter Erfüllung seiner Gedanken, sprechen eindeutig dafür, dass der junge Mann aus dem Roman „Das Parfum“ (Das Parfüm) ein Genie verkörpert. Schon in seiner frühen Kindheit entwickelt sich Jean Baptiste Grenouille zu einem ganz eigenen Charakter, er entwickelt Schutzmechanismen und setzt diese bewusst ein, um sich und sein Streben nicht zu gefährden.
Grenouille wird zu einem Parfumeurgesellen, und es werden plötzlich ein ungeahnter Ehrgeiz und das Streben nach Perfektion zu den wichtigsten Charaktereigenschaften von Grenouille: er möchte der beste Parfumeur aller Zeiten werden.
Als Grenouille entdeckt, dass er keinen eigenen Geruch besitzt, sondern geruchlos ist und von niemandem wahrgenommen wird, fällt er in die, laut Definition aus der Zeit der Aufklärung, für Genies typische Identitätskrise. Er fühlt sich wertlos und gehasst, seine Aggressionen jedoch projiziert er in Ehrgeiz, der ihn dazu treibt, weiter zu machen und sein Lebensziel, den eigenen Geruch zu kreieren, konsequent zu verfolgen.
Die von Grenouille in Ehrgeiz umgesetzte Depression, steigert sein Streben ins Unermessliche, er giert nach Macht, Macht über die Menschen. Um das klar gesetzte und definierte Ziel zu erreichen, muss er alle menschlichen Düfte konservieren.
Ein weiteres Merkmal aus dem Geniebegriff kann man ebenfalls auf Grenouille anwenden: das Streben nach absoluter Perfektion und das eigene Versagen als größter Fehler. Grenouille möchte den Duft von Laure besitzen und nimmt dabei keinerlei Rücksicht auf sich selbst. Er würde, wenn nötig, sogar selbst sterben, nur um den Duft zu besitzen.
Der nächste Punkt, um den es in der Epoche der Aufklärung bei Betrachtung des Begriffes "Genie" geht, sind die herausragenden Fähigkeiten. Grenouille hat bereits im Kindesalter seine Umgebung in Gerüche eingeteilt und kann diese je nach Belieben abrufen. Er bildet Wörter auf der Grundlage von Düften, kann zwar nicht sprechen, jedoch weiß er sehr genau, um was es sich handelt. Grenouille wird in seinem jungen Leben von verschiedenen Menschen ausgebeutet, so setzt ihn der Gerber Grimal schlimmsten physischen Umständen aus, doch Grenouille widersetzt sich und wird resistent, ist es vielleicht sogar von Anfang an schon. Die 100%ige Umsetzung von Düften in ein Parfüm und das herausragende Gedächtnis wenn es darum geht, ein Parfüm zu kopieren, verstärken den Geniebegriff um Grenouille.
Grenouille ist in der Lage Menschen durch Düfte zu manipulieren und seine Gabe so einzusetzen, dass sie ihm Macht verleiht. Durch sein hervorragendes Gedächtnis und die herausragende Auffassungsgabe wird er zu einem Übermensch, mit Geniequalitäten.
Als der Parfumeur Baldini ihm nichts mehr beibringen kann, ist dies für Grenouille ein Grund die Welt zu verlassen. Er wird krank und steht kurz vor dem Tod. Doch als er erfährt, dass es doch noch eine Möglichkeit gibt, Gerüche zu konservieren, wird er plötzlich wieder gesund. Der Geniebegriff beinhaltet eine Definition, die besagt, dass, sobald ein Genie seine Fähigkeiten in Bedürfnisse umwandelt, diese unbedingt verwirklichen muss. Und wenn dies nicht geschieht, sieht das Genie seine Pläne als gescheitert. Das krasse Extrem Grenouille spielt hier noch eine weitere Rolle, da sein Ziel, die absolute Macht über die Menschen zu haben, für ihn absolut und über allem stehend ist.
Es gibt allerdings auch ein paar Punkte, die dagegen sprechen, dass Grenouille als Genie bezeichnet werden kann. Seine sprachlichen Kompetenzen werden erst spät beziehungsweise fast gar nicht entwickelt, er kann sich zunächst zwar durch Gerüche zurechtfinden, doch kommt er mit keinen Menschen in Kontakt und lebt nur für sich. Man kann zwar sagen, dass dies auch als genial bezeichnet werden kann, doch ein Genie hat (oft) auf vielen Gebieten herausragende Fähigkeiten. Grenouille jedoch ist in manchen Bereichen stark rückentwickelt.
Die Kreativität ist der nächste Punkt, um den sich ein Genie definieren lässt. Hier können wir auch wieder direkt einsteigen, und Grenouille analysieren. Denn die Kreativität ist eine der wichtigsten Eigenschaften des jungen Grenouilles. Er ist in der Lage Wörter durch Gerüche zu definieren, allein schon diese Tatsache zeugt von großer Kreativität. Doch auch die Ordnung der Gerüche und Düfte in eine Art Alphabet ist eine hohe kreative Leistung von Grenouille. Als er sich auf den Berg Plomb du Cantal zurückzieht, entdeckt er die Gabe den absolut perfekten Geruch zu kreieren, doch verfällt er zunächst in die bereits beschriebene Krise.
Man kann Grenouille also als Genie bezeichnen, wenn man sich auf die hier aufgezählten Punkte beruft und diese auf ihn anwendet. Jedoch lässt er sich nicht einfach einordnen, er definiert einige Bereiche selbst, sodass man darauf achten muss, Grenouille als teilweise eigenständigen Geniebegriff zu definieren.
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