Durch den Erzähler und die wechselnde Erzählperspektive wird der Leser beeinflusst und der Fluss der Erzählung durchbrochen. Daher ist er für die Deutung und das Verstehen von E.T.A Hoffmanns Sandmann wesentlich.
Die Erzählung beginnt mit drei Briefen, die ohne eine Einführung oder Unterbrechung aneinandergereiht sind. Erst danach meldet sich der Erzähler zu Wort, der die Handlung unterbricht und den Leser direkt anspricht. Er umschmeichelt ihn und wirbt für das Kommende, indem er ihn als günstigen und geneigten Leser anredet. Darauf beschreibt der Erzähler, wie sehr es ihn innerlich drängte, die Geschichte seines Freundes Nathanael zu erzählen, obwohl er nicht danach gefragt wurde. Dadurch dass er sich als Freund des Protagonisten zu erkennen gibt, zeigt er, dass er diesem positiv und nicht neutral oder gar negativ gegenüber steht.
Danach gibt er offen zu, den Leser beeinflussen zu wollen, da er den Anfang der Erzählung so gestalten wollte, dass erkennbar ist, dass das Wunderbare in unserer rationalen Welt existiert. Dies bewirkt, dass Nathanael nicht direkt als verrückt erscheint. Er (der Erzähler) habe verschiedene Anfänge erwogen und wieder verworfen. Schließlich habe er sich dazu entschieden drei Briefe, die ihm sein Freund Lothar gegeben habe, an den Anfang zu stellen. Damit ist er nicht nur ein Freund Nathanaels, sondern man kann sagen ein Freund der Familie. Er rückt näher an die Beteiligten heran und es scheint so, als habe er alles hautnah miterlebt. Dadurch erscheinen die geschilderten Ereignisse als Erlebnisbericht und erhöhen die Glaubwürdigkeit des Erzählten.
Bevor die eigentliche Handlung fortgesetzt wird, wirbt der Erzähler erneut für sich und die Echtheit des Erzählten indem er sagt, dass er sich bemühen wird, die Handlung lebendig zu erzählen und die Figuren möglichst anschaulich darzustellen. Dadurch soll der Leser erkennen, dass die wunderlichsten Geschichten das Leben selbst schreibt und man sie nicht erst erfinden muss.
Daran schließt sich ein kurzer Bericht darüber an, dass Clara und Lothar von Nathanaels Mutter aufgenommen wurden. Danach wird die Handlung aber nicht direkt fortgeführt, da der Erzähler sagt, dass er nun erst Clara näher beschreiben will, bevor er weitererzählt. Er hat sie so deutlich vor Augen und erinnert sich, wie sie ihn ansieht, dass er nicht einfach mit der Handlung weitermachen kann. Damit zeigt er erneut, wie nahe er allen Beteiligten steht, da er alle kennt und mit allen Kontakt hat.
Nun folgt ein großes Stück der Handlung, in welcher das Geschehen personal erzählt wird, d.h. der Erzähler hat Einsicht in die Gedanken und Gefühle des Protagonisten und erzählt hier in Er-Form aus dessen Sicht. Unterbrochen wird dies, als Nathanael nach der Zerstörung von Olimpia in ein Sanatorium gebracht wird.
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Jetzt wird der Leser wieder direkt angesprochen und umschmeichelt. Der Erzähler macht deutlich, dass die Wunden des Professors vollständig verheilt sind und man daher kein Mitleid mit ihm haben müsse, wohl aber mit Nathanael, den er als unglücklich bezeichnet. Danach erfährt man, welche Folgen der Betrug mit der Automatenpuppe in der Stadt G. hat.
Zum Schluss wird der Rest der Geschichte erzählt. Allerdings scheint der Erzähler nun keinen Einblick mehr in Nathanaels Inneres zu haben, da alles von außen ohne Inneneinsichten erzählt wird. Durch den Wahnsinn ist es dem Erzähler als klar denkendem Menschen nicht mehr möglich den Gedanken und Gefühlen des Protagonisten zu folgen, obwohl er ihn zu seinen Freunden zählt.
Durch den Tod Nathanaels hat der Erzähler scheinbar auch den Kontakt zum Rest der Familie verloren, da er nicht sicher weiß, was mit Clara geschehen ist, sondern es heißt nur, dass es jemanden gab, der sie gesehen hat. Dabei müsste er es zumindest von Lothar wissen, da der Erzähler am Anfang davon sprach, dass er die drei Briefe von seinem Freund Lothar erhalten hat.
Kirsten Schwebel
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