Nachdem ihr euch einen Überblick über den Inhalt des Don Karlos verschafft habt, möchten wir euch nun ausführlich die Charaktere des Stückes vorstellen.
Historische Daten:
Geboren: 8. Juli 1545
Gestorben: 24. Juli 1568
Eltern: König Philipp von Spanien und Prinzessin Maria von Portugal
1560 wurde Don Karlos als Thronfolger vereidigt.
Zu Beginn des Dramas ist die Hauptfigur Don Karlos 23 Jahre alt. Don Karlos wird durch einen rebellischen Charakter dargestellt. Er möchte sich nichts und niemandem unterordnen, sondern ungezwungen leben. Dies ist ein typisches Merkmal der Charaktere aus der Zeit des Sturm und Drang. Wenn man näher auf Don Karlos’ Charakter eingeht, bemerkt man seine Unentschlossenheit. Er wirkt zudem misstrauisch, was man daran erkennt, dass er in seine Stiefmutter verliebt ist, aber mit niemandem darüber reden will. Auch an seinem Verhältnis zu seinem Vater erkennt man, dass Don Karlos ein sehr wechselhafter und unstetiger Charakter ist. Er ist zutiefst unglücklich, und nennt seinen Vater, den König nur „fürchterlich“ und „grausam“. Die einzige Annäherung von Don Karlos’ und seinem Vater findet statt, als der junge Prinz sich als Statthalter profilieren will. Er geht vertrauensvoll auf seinen Vater zu und erzählt ihm von seinem Wunsch. Doch Don Karlos wird enttäuscht. Sein Vater misstraut ihm und zieht den Herzog von Alba vor. Der König nennt seinen Sohn als zu jung und unerfahren. Doch wenn man Don Karlos während des Stückes betrachtet, kann man beobachten, dass dieser an seinen Aufgaben wächst. Auch nimmt er sich Kritik zu Herzen und befolgt den Rat der Königin, als die ihn zwar zurückweist, ihm jedoch sagt, dass er seine Liebe stattdessen dem Land Spanien widmen soll. Doch er ist weiterhin zerstreut und verzettelt sich in Hofintrigen.
Don Karlos bleibt zunächst der unentschlossene Charakter, der er schon seit Beginn des Stückes ist. Erst als sein Jugendfreund, der Marquis de Posa, zurückkehrt und die beiden Freunde wieder vereint sind, vertraut sich Karlos endlich jemandem an. Doch auch hier wird Don Karlos Unbeständigkeit zum Stolperstein. Als der Marquis de Posa Don Karlos helfen will, begeht dieser kleinere Fehler, die dem Marquis nicht helfen, das Ziel zu verfolgen, Don Karlos zum Statthalter zu machen. Das Geschehen nimmt seinen Lauf. Der Marquis verrät Don Karlos. Der Prinz ist zunächst entsetzt und enttäuscht, doch er verzeiht dem Marquis, seinem einzigen Freund. Dies zeigt, dass Don Karlos sich im Laufe der Geschichte entwickelt. In dieser speziellen Situation zeigt es sogar, dass Don Karlos der bessere Freund ist, da der Marquis de Posa nur an den sorgfältig ausgearbeiteten Plan denkt, ohne das Herz und die Gefühle seines Freundes Karlos zu beachten. Dies führt am Ende auch dazu, dass der Marquis mit seinem Anliegen scheitert.
Am Ende des Stückes wird Don Karlos Bemühen gegenüber seinem Vater von diesem erkannt. Der König merkt, dass sein Sohn die einzige Person war, der er hätte vertrauen können. Von Elisabeth, seiner Frau, verraten, erkennt der König, wie uneinsichtig er seinem Sohn gegenüber war und realisiert, dass er sich selbst zu Grunde gerichtet hat. Don Karlos, der junge Prinz, wäre geeignet gewesen, Spanien zu regieren, doch das tragische Schicksal verhinderte es.
Historische Daten
Geboren: 21. Mai 1527
Gestorben: 13. September 1598
Eltern: Karl von Spanien und Isabelles von Portugal
Er erbte als einziger Sohn des spanischen Königs alle Kolonien, die Niederlande und andere Königreiche.
1580 wurde Philipp König
Der Vater von Don Karlos ist zu Beginn des Dramas 41 Jahre alt. Trotz dieses jungen Alters stellt Schiller sein äußeres Aussehen als alt dar (vgl. „graue Haare“ und „Greisentum“). Erklären kann man dies so, dass der Sohn des Königs, Don Karlos, und die Frau des Königs, die Königin Elisabeth eigentlich zusammen gehören und die Liebe so plausibler gemacht werden soll.
Der König wird von Anfang an „Der Fürchterliche“ genannt. Sein Sohn bezeichnet ihn als Tyrann und macht seinen Vater dafür verantwortlich, dass sie kein Vater-Sohn Verhältnis miteinander aufbauen konnten und dass sein (Karlos’) seelischer Zustand darunter sehr gelitten hat.
Das erste Auftreten des Königs lässt ihn als herrischen Mann erscheinen, der misstrauisch gegenüber seinem Sohn und entschlossen dargestellt wird. Er ist bereit dem Aufruhr der Provinzen ein blutiges Ende zu setzen, seine Entschlossenheit wird hier besonders deutlich. Doch Philipp weist auch menschliche Züge auf, als er in der Position des Vaters erst unentschlossen, die Situation dann aber nicht aussichtslos erscheint, dass er nach seinen väterlichen Gefühlen handelt. Philipp befindet sich somit in einem Konflikt. Er muss drei Rollen besetzen, zum einen die des Ehemann und Vater, zum anderen aber die des Herrschers über eines der mächtigsten Länder der Welt. Er steht zwischen den Rollen, und als er gesteht, auf dem Thron alleine zu sein, erweckt er beim Leser sogar Mitleid. Diese extremen seelischen Zustände gleichzeitig ein Land regieren zu müssen und gleichzeitig die Funktion des Vaters und Ehemannes ausfüllen zu müssen, lässt den König im Handlungsverlauf stark schwanken. Er weist seinen Sohn ab, als dieser darum bittet, Statthalter der Niederlande zu werden, sagt jedoch im nächsten Moment zu, sich mehr um Don Karlos zu kümmern.
Der Marquis von Posa betritt das Leben des Königs. Da dieser sich auch nun einsam und alleine fühlt, ist er sofort bereit die Appelle des Marquis anzunehmen und akzeptiert diesen, da er ihn als gewissenhaften Bürger und auch als Freund sieht. Umso entsetzter ist der König, als ihn der einzige Mensch, dem er vertraut, verrät. Die freundschaftlichen Emotionen Philipps gegenüber dem Marquis treten auch hervor, als der König das Todesurteil unterschreibt. Während er den Stift führt, weint er.
Der bereits oben schon angesprochene Konflikt der verschiedenen Rollen, in dem der König sich befindet, tritt besonders am Ende des Stückes hervor. Hier begeht er den verhängnisvollen Fehler, und ist sich dessen durchaus bewusst. Doch die königlichen Pflichten und Zwänge hindern ihn daran, in der Rolle des Vaters und Ehemanns zu entscheiden.
Die Rolle des Königs im Stück wird dazu genutzt, die Handlung voran zu treiben. Die Rolle wird von Eifersucht und persönlichen Konflikten getragen, was ihm eine Schwäche verleiht, die ein König eigentlich nicht aufweisen sollte.
Historische Daten:
Geboren: 2.April 1545 in Fontainebleau
Gestorben: 3.Oktober 1568 in Aranjuez
Eltern: Heinrich II. von Frankreich und Katharina von Medici
Prinzessin von Frankreich und Königin von Spanien
Im Drama „Don Karlos“ spielt die Königin Elisabeth eine sehr entscheidende Rolle. Sie wird nicht nur zur zentralen Figur im Verhältnis zwischen dem König und Don Karlos, sondern tritt auch durch ihr positives Handeln in den Vordergrund. So steht sie als Königin und ehemalige Verlobte von Don Karlos, in starkem Kontrast zu den Ansichten des Königshofs. Sie stellt sich gegen die höfische Etikette und versucht, trotz Vorschriften, eine gute Mutter und Ehefrau zu sein. Dabei beweist sie auch Mut, da sie sich den Anweisungen ihres Mannes, dem König von Spanien nicht selten widersetzt.
Die Rolle der Elisabeth verkörpert die „schöne Seele“. Diese Figur Schillers ist eine philosophische Schaffung des Autors, deren Eigenschaften im Drama „Don Karlos“ von dem Marquis de Posa wiedergegeben werden. Die „schöne Seele“ bedeutet, dass der Charakter sich im Ausgleich zwischen Emotionen und Gewohnheiten befindet, er wird weder von dem einen noch von dem anderen geleitet. Das Verhältnis ist also „schön“.
Im Drama wird diese Charaktereigenschaft durch Elisabeths ausgleichende Gerechtigkeit im Konflikt zwischen Don Karlos und dem König von Spanien sichtbar. Sie geht sehr sicher mit der Liebeserklärung von Don Karlos, aber auch mit dem Misstrauen des Königs um und findet hier den Mittelweg, indem sie nicht in Versuchung gerät, die Liebe des Prinzen zu erwidern.
Man kann dennoch sagen, dass Elisabeth an dem jungen Don Karlos gelegen ist. Sie möchte, dass er die Niederlande regiert und das Land auf den richtigen Weg führt, denn das ist auch ihr Herzenswunsch. Es gelingt ihr, das Anliegen, dass der Prinz Statthalter von Flandern wird, voranzubringen, doch scheitert sie im letzten Moment. Dieser Aspekt lässt auch Elisabeth zur dramatischen Figur werden. Doch rührt sie die Zuschauer und Leser, da sie nicht mit negativen Absichten ihre Ziele verfolgte, sondern reinen Herzens gehandelt hatte.
Der Marquis de Posa spielt im Drama als Freund und Helfer von Don Karlos eine entscheidende Rolle. Er ist zugleich Freund als auch Widersacher des Prinzen, immer bemüht, dem Vater von Don Karlos zu gefallen und gleichzeitig das Vertrauen des Prinzen auszunutzen.
Wenn man sich die Charakterzüge des Marquis anschaut, erkennt man, dass er intrigante Züge aufweist und auch nicht davor zurückschreckt, seine Ziele auf diesem Wege zu verfolgen. Er ist ein sehr widersprüchlicher Charakter, einerseits ist er idealistisch und ihm ist an Gerechtigkeit gelegen, doch andererseits auch egoistisch, da er seine eigenen Ziele verfolgt, und dies skrupellos. Er benutzt den Prinzen Don Karlos als sein Werkzeug, um die Ziele zu verfolgen, während dieser ihm blind vertraut. Diese Charaktereigenschaft wird dem Marquis am Ende des Dramas auch zum Verhängnis.
Der Marquis befindet sich in einem tragischen Konflikt. Einerseits möchte er den Monarchen Philipp beeindrucken, aber andererseits auch sein eigenes Ziel verfolgen, welches dem König jedoch nicht gefällt. Erst im Tod zeigt sich seine wahre Größe. Er opfert sich für Don Karlos, dem einzig wahren Freund, der ihm stets vertraute. Dass dieses Vertrauen nur einseitig bestand, kann man als Grund für den tragischen Verlauf des Lebens des Marquis sehen. Als Abgeordneter steht der Marquis nicht auf der emotionalen Ebene, wir erfahren sehr wenig über seine Gefühlslage. Auch seine Charaktereigenschaften zeigen, dass er seine Ziele verfolgt. Mit Mut und Stolz zeigt er sich dem König gegenüber und erreicht so das Vertrauen des Königs. Dieser ist von den Eigenschaften sehr angetan und beginnt dem Marquis mehr Vertrauen beizumessen. Durch Entschlossenheit und Kampfgeist wird der Marquis immer mehr von dem Bild des jugendlichen Freundes abgegrenzt und erscheint als Freiheitskämpfer und politischen Idealisten, der jedoch an seine Pläne glaubt.
Die Charaktereigenschaften des Marquis, können wir durch die Stärke der Menschenkenntnis ergänzen. Er charakterisiert nicht nur Don Karlos, sondern auch die Prinzessin Eboli und Königin Elisabeth mit den richtigen Worten und beschreibt auch den König auf die richtige Weise. Wie vorher schon erwähnt, weiß der Marquis genau, wie er seine Ziele erreichen kann. Er nutzt seinen Charme, doch wird ihm das auch zum Verhängnis. Er beachtet nicht, dass er die Menschen nicht willkürlich behandeln kann, sondern auch auf deren Wünsche und Regungen eingehen müsste, um das perfekte Verhältnis für seine Zwecke zu nutzen. Der Marquis de Posa wird zum tragischen Helden des Stückes, er wird von den Lesern verehrt und bewundert, da er sich mit dem Tod für Don Karlos opfert und somit scheitert.
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