In diesem Artikel findet ihr eine detaillierte Zusammenfassung aller Auftritte von Lessings Nathan der Weise. Wenn ihr etwas inhaltlich nicht verstanden habt, könnt ihr hier nachlesen.
Übersicht der Inhalte:
3. Aufzug
1. Auftritt:
Recha wartet aufgeregt mit Daja auf den Besuch des Tempelherrn. Sie kann es kaum erwarten, dass er kommt und auch Daja fiebert dem Moment entgegen. Sie hofft nämlich, dass Recha und der Tempelherr heiraten und dieser Recha und sie mit nach Europa nimmt. Sie sehnt sich nach ihrer alten Heimat und deutet zudem an, dass Recha für das Volk des Tempelherrn geboren wäre.
Ihr Schützling kann mit ihren Reden jedoch nichts anfangen und besinnt sich auf die Vernunft, die sie von Nathan mitbekommen hat. Dajas Reden und Denken empfindet ihr Vater als Hindernis in der Entfaltung der Vernunft und auch Recha fühlt sich davon wie betäubt. So war es beispielsweise, als sie den Tempelherrn aufgrund von Dajas Reden für einen Engel hielt. Daja ist gekränkt und würde Recha gerne alles erzählen. Diese macht ihr aber deutlich, dass sie nichts hören will, da sie sonst immer zugehört habe, wenn Daja von den christlichen Heiligen erzählt habe.
Allerdings waren sie, Daja und ihr Vater sich doch immer einig, dass der Glaube an Gott nicht davon abhängt, was der Mensch über ihn denkt. Dajas Reden empfindet sie daher als Untergrabung dieser gemeinsamen Basis. Recha will dann aber nicht weiter streiten und hört, dass jemand kommt. Sie hofft auf den Tempelherrn.
2. Auftritt:
Der Tempelherr kommt zu Besuch und Recha will sich ihm zu Füßen werfen, um Gott für ihre Rettung zu danken, da sie weiß, dass der Tempelherr selbst keinen Dank will. Sie ist etwas spöttisch, da sie ihn mit einem Wassereimer vergleicht, der passiv ist und über sich ergehen lässt, was man mit ihm macht. So sei es auch mit dem Tempelherrn gewesen, er habe nur wie ein dressierter Hund gehandelt. Der Tempelherr wendet sich an Daja und sagt ihr, dass sie doch nicht alles, was er jemals in seinen Launen gesagt hat, an Recha hätte weitergeben sollen. Er bittet sie, in Zukunft besser von ihm zu reden. Daja sagt ihm, dass das seinem Ansehen bei Recha nicht geschadet hat. Diese hat mit ihren Worten Eindruck beim Tempelherrn gemacht und er sieht ein, dass er sie bisher verkannt hat.
Auf Rechas Frage erzählt der Tempelherr, dass er in der letzten Zeit auf dem Berg Sinai war. Sie fragt dazu Belangloses, aber der Tempelherr ist entzückt von ihr. Er fragt dann nach Nathan, der immer noch beim Sultan ist. Mit der Ausrede, dass er mit Nathan am Kloster verabredet sei, will er sich verabschieden, aber Daja sagt, dass sie Nathan abholen wird. Er windet sich und sagt, dass er denkt, dass Nathan beim Sultan in Gefahr ist und seine Hilfe benötigt. Damit geht er.
3. Auftritt:
Daja meint der schnelle Abgang des Tempelherrn sei ein Hinweis auf seine Gefühle für Nathans Tochter. Recha selbst ist erstaunt, wie ruhig sie nach der Begegnung ist, da sie vorher so aufgeregt war und allein die Nennung seines Namens ihr Herzklopfen gemacht hat. Sie fühlt sich ihm immer noch verbunden und schätzt ihn, aber sie ist nicht mehr so besessen von ihm. Daja meint und hofft, dass sie sicher bald wieder für ihn entflammen wird.
4. Auftritt:
Saladin und Sittah sind in dem Audienzsaal, in dem der Sultan Nathan empfangen will. Saladin ist ein wenig aufgeregt, da es sonst nicht seine Art ist, listig zu sein und Fallen zu stellen. Er befürchtet zudem, dass Nathan vielleicht doch so gut und vernünftig sein könnte, wie Al-Hafi es Sittah einmal gesagt hat. Seine Schwester beruhigt ihn aber damit, dass die Falle nur zuschnappt, wenn der Jude geizig und furchtsam ist.
Außerdem ist Nathan in ihren Augen nur ein Jude, so dass nicht schlimm ist, ihm gegenüber unaufrichtig zu sein. Saladin macht sich innerlich bereit und Sittah bietet ihm an, ihm beizustehen, wenn er das möchte. Das empfindet ihr Bruder aber als beschämend und schickt seine Schwester fort. Er verbietet ihr sogar im Nebenraum zu lauschen und sagt, dass er nachsehen wird, ob sie da ist.
5. Auftritt:
Saladin begrüßt Nathan und geht direkt auf seinen Ruf als weiser Mann ein. Nathan ist aber vorsichtig und bleibt bescheiden, während er den Fragen des Sultans ausweicht. Dieser bemerkt das und sagt, dass er nun zur Sache kommt und er Aufrichtigkeit von Nathan will. Der Jude denkt, dass Saladin etwas von seinen Waren kaufen möchte oder Informationen von seinen Reisen wünscht.
Der Sultan weist aber dies alles zurück und macht deutlich, dass er an der Weisheit Nathans teilhaben will und fragt ihn deshalb, welcher Glaube ihn am meisten überzeugt. Saladin führt dann weiter aus, dass ein weiser Mann wie Nathan nicht aus Zufall einem Glauben anhängt, sondern dass es dafür Gründe geben muss und diese will der Sultan wissen, um selbst darüber nachdenken zu können.
Er gewährt Nathan noch eine kurze Bedenkzeit. Währenddessen geht er nachschauen, ob Sittah gelauscht hat und um von ihr zu hören, ob er die Falle gut ausgelegt hat.
6. Auftritt:
Nathan ist allein im Audienzsaal und überlegt, was der Sultan tatsächlich von ihm will. Er war auf Geld eingestellt und soll nun über die Wahrheit des Glaubens Auskunft erteilen. Er wittert die Falle, weil Saladin zu plötzlich auf die Frage nach der wahren Religion gekommen ist. Um nicht in die Falle zu tappen, überlegt er wie er antworten könnte und kommt dann darauf ein Märchen zu erzählen, da er weder sagen kann, dass das Judentum die wahre Religion ist, denn dann beleidigt er Saladin, noch dass es das nicht ist, denn dann müsste er eigentlich konvertieren. Kämpferisch gestimmt, wartet er auf die Rückkehr Saladins.
7. Auftritt:
Saladin kehrt zurück und fragt, ob Nathan bereit ist, ihm seine Gedanken anzuvertrauen. Nathan bittet darum, dem Sultan erst eine Geschichte erzählen zu dürfen, bevor er ihm eine Antwort gibt. Saladin erlaubt das gerne und Nathan erzählt die Ringparabel:
Ein Mann, der im Osten lebte, hatte einen unbezahlbar wertvollen Ring erhalten, der die Kraft besaß, seinen Träger Gott und den Menschen angenehm erscheinen zu lassen, wenn man ihn in diesem Glauben trug. Dieser Ring sollte nun immer vom Vater an den liebsten Sohn vererbt werden und dieser ist dann das Familienoberhaupt. Irgendwann einmal hatte aber ein Vater seine drei Söhne alle gleich lieb und allen dreien den Ring versprochen. Da er sein Wort nicht brechen wollte, ließ er kurz vor seinem Tod zwei perfekte Duplikate des Rings anfertigen. Er selbst wusste auch nicht mehr, welcher der ursprüngliche Ring war und schenkte jedem Sohn einen zusammen mit seinem Segen. Nach dem Tod des Vaters stritten sich die Söhne, aber es war nicht herauszufinden, welcher der echte Ring war.
An dieser Stelle unterbricht Nathan seine Geschichte und weist darauf hin, dass er die Ringe, die für die drei Religionen stehen, nicht unterscheiden kann. Dies ärgert den Sultan, da die Unterschiede in der Kleidung und den Speisegeboten sehr wohl sichtbar sind. Nathan widerspricht, indem er sagt, dass alle Religionen auf ihrer Überlieferung basieren und man diesen natürlich glaubt, wenn man damit aufgewachsen ist. Deshalb kann man nicht sagen, dass die einen Vorfahren gelogen haben. Dem stimmt Saladin zu und Nathan fährt mit der Ringparabel fort:
Die Söhne zogen also vor Gericht und jeder beteuerte, dass der Vater ihm den Ring versprochen und gegeben hatte. Der Richter sagt, dass die Wunderkraft des Ringes die Entscheidung bringt. Deshalb fragt er, wen zwei der Söhne am meisten lieben. Als keiner antwortet, kommt er zu dem Schluss, dass der echte Ring verloren ging und der Vater drei Duplikate herstellen ließ. Er gibt ihnen noch den Rat mit auf den Weg, dass jeder der Söhne versuchen soll, die Macht seines Rings hervorzulocken, indem er nach der vorurteilsfreien Liebe strebt und dass sich dann im Lauf der Geschichte zeigen wird, welcher der echte Ring ist. Damit schickt er die Streitenden weg.
Saladin ist von dieser Geschichte ergriffen und bietet Nathan seine Freundschaft an. Dieser möchte noch eine Bitte vortragen, die Saladin ihm sofort gewährt. Er erklärt, dass er auf seiner Reise viel Geld verdient hat und nun so viel hat, dass er nicht weiß, wo er es sicher aufbewahren kann. Deshalb bietet er dem Sultan welches an. Saladin fürchtet, dass Nathan dies nur aus Angst vor ihm tut und gesteht, dass er ihn um Geld bitten wollte. Nathan nimmt das gelassen und sagt, dass er erst den Tempelherrn bezahlen muss und dann den Rest Bargeld an den Sultan schicken wird.
Er erzählt dem neugierig gewordenen Saladin dann auch, dass der Tempelherr seine Tochter aus dem Feuer gerettet hat. Dies erinnert den Sultan wiederum an seinen Bruder, der das sicherlich auch getan hätte. Außerdem will er, dass Nathan den Tempelherrn in den Palast bringt, damit er ihn Sittah zeigen kann, die den verstorbenen Bruder nicht kannte. Nathan verspricht das und eilt gleich los.
8. Auftritt:
Der Tempelherr wartet in der Nähe des Klosters auf Nathan und ordnet seine Gedanken. Er stellt fest, dass es nichts gebracht hat, Nathans Haus so schnell zu verlassen, weil er sich nun in Recha verliebt hat und nicht mehr so ohne leben kann. Er sieht sich auch nicht mehr an seinen Orden gebunden, da er für diesen als tot gilt, seitdem Saladin ihn gefangen nahm. Durch sein neu geschenktes Leben fühlt er sich außerdem als besserer Mensch, der Vorurteile abgelegt hat und er kann nun seinen Vater besser verstehen, wobei er aber nicht genauer auf diesen eingeht. Neben der Wertschätzung seines Vaters liegt ihm auch viel an der Nathans, deshalb freut er sich als diesen freudig vom Sultan kommen sieht.
9 . Auftritt:
Nathan fordert den Tempelherrn auf, ihn zum Sultan zu begleiten, nachdem er kurz zu Hause etwas erledigt hat. Der Tempelherr will aber Nathans Haus erst wieder betreten, wenn dieser seine Zustimmung zur Heirat mit Recha gibt. Nathan reagiert darauf aber zurückhaltend.
Er sagt zwar nicht direkt nein, stimmt aber auch nicht zu. Außerdem will er erst wissen, wer der Vater des Tempelherrn war, da er selbst einen Conrad von Stauffen kannte. Genau dessen unehelicher Sohn ist er. Nathan sagt dem Tempelherrn dann, dass er den Antrag noch nicht abgelehnt hat und will ihn mitnehmen. Dieser möchte aber lieber warten, da er Recha erst sehen will, wenn die Verhältnisse geklärt sind. Nathan verspricht, sich zu beeilen, damit sie zusammen zum Sultan gehen können.
10. Auftritt:
Während der Tempelherr auf Nathan wartet, ruft Daja hinter einem Baum nach dem Ritter. Sie hat sich an Nathan vorbeigeschlichen, um mit ihm zu sprechen. Sie bittet ihn zu sich hinter den Baum, damit Nathan sie nicht sehen kann und sagt, dass sie zwei Geheimnisse mit ihm besprechen will. Eines davon hat der Tempelherr und das andere weiß sie. Allerdings soll er seines zuerst verraten und sie dann nur vielleicht das ihre. Der Tempelherr weiß nicht, wovon sie spricht, lässt sich aber darauf ein.
Daja will wissen, ob er sich tatsächlich unsterblich in Recha verliebt hat. Als er das zugibt, erklärt Daja ihm, dass ihr Geheimnis die Macht hat, dass er Recha auf jeden Fall heiraten kann. Der Tempelherr bezweifelt das, da Nathan nicht eben begeistert von seinem Antrag war. Das gibt für Daja den Ausschlag, mit ihrem Geheimnis herauszurücken. Sie betont zuerst noch, wie schwer es ihr fällt, Nathan so zu seiner Zustimmung zur Hochzeit zu zwingen, da er sonst so ein guter Mensch ist. Sie vertraut dem Tempelherrn an, dass Recha eine getaufte Christin ist und Nathan nur ihr Ziehvater. Allerdings hat sie davon keine Ahnung und Nathan hat auch nicht vor, ihr zu sagen, dass sie keine Jüdin ist.
Der Tempelherr bittet Daja zu gehen, damit er nachdenken kann, wie er mit dieser Information umgeht. Außerdem soll sie Nathan ausrichten, dass sie sich beim Sultan treffen werden, da er ihm gerade nicht gegenübertreten kann. Daja bittet ihn noch, sich nichts anmerken zu lassen und sie will nach der Hochzeit mit dem Brautpaar nach Europa gehen.
Autorin: Kirsten Schwebel
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