Marie tritt in den Szenen 2, 3, 4, 6, 7, (11), 16, 18, 19 und 23 (hier bereits tot) auf. Sie gehört wie Woyzeck zur Unterschicht. In der folgenden Charakterisierung sieht man, dass sie neben der Hauptperson die einzige vielschichtige Person im Drama ist.
Marie Zickwolf ist eine junge Frau, die mit dem Soldaten Woyzeck seit zwei Jahren ein Liebespaar ist und zusammen mit ihm einen etwa einjährigen Sohn namens Christian hat. Sie ist arm, deshalb unterstützt Woyzeck sie und das Kind finanziell. Ob sie arbeiten geht, um auch etwas zum Lebensunterhalt beizutragen, bleibt offen. Sie sehnt sich jedoch danach, mehr Geld zu haben.
Marie ist mit ihren schwarzen Haaren und Augen eine schöne und begehrenswerte Frau, was neben dem Tambourmajor auch dem Unteroffizier auffällt. Sie fühlt sich geschmeichelt, dass sich so ein schöner und toller Mann wie der Tambourmajor für sie interessiert. Deshalb gibt sie seinem Werben nach und lässt sich auf ihn ein.
Sie lässt sich goldene Ohrringe von ihm schenken, obwohl ihr klar sein müsste, dass diese ihre Affäre verraten, da weder sie noch Woyzeck sich so etwas leisten können. Andererseits erinnern sie sie aber auch immer an den Betrug und daran, dass sie sich für die Idee von einem besseren Leben verkauft hat. Sie wünscht sich nämlich zur gehobenen Gesellschaft zu gehören und einen stattlichen Mann an ihrer Seite zu haben. Das ist all das, was Woyzeck ihr nicht bieten kann.
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Hinterher plagt sie zwar ihr schlechtes Gewissen gegenüber Woyzeck und sie sucht nach Vergebung durch Gott. Sie blättert in der Bibel und liest von der Ehebrecherin und von der Sünderin, die Jesus die Füße wäscht und denen Jesus ihre Sünden vergibt. Marie erkennt, dass sie ihre Sünde (den Betrug) in Zukunft nicht lassen kann, wünscht sich aber zumindest beten zu können.
Dies zeigt, dass sie sich ihrer falschen Handlung bewusst ist und sich eigentlich Vergebung wünscht. Umgekehrt weiß sie aber, dass ihr diese versagt bleibt, weil sie ihr Verhalten nicht ändern kann. Diese innere Diskrepanz wird auch an ihrem biblischen Namen deutlich. Dieser leitet sich sowohl von der Jungfrau Maria, welche für Reinheit und Unschuld steht, als auch von der Sünderin Maria Magdalena ab.
Marie ist hin und hergerissen zwischen ihrer Verpflichtung gegenüber Woyzeck und ihrer Eitelkeit, die durch den Tambourmajor genährt wird. Dabei durchschaut sie nicht, dass der Tambourmajor ein Blender ist und sie vermutlich für die nächste schöne Frau verlassen würde. An Woyzeck dagegen schätzt sie, dass er sich mit mehreren Jobs für seine Familie aufopfert und sie ist ihm dankbar für ihr Kind. Sie liebt Christian innig und kümmert sich sehr liebevoll um ihn.
In Bezug auf Woyzecks Zustand sieht sie zwar, dass er immer wieder verwirrt ist, was ihr zum Teil Angst einflößt, aber auch sie kümmert sich – ähnlich wie Andres – nicht so intensiv um ihn. Sie fragt nicht weiter nach, als er ihr zu Beginn des Stücks von seinen Visionen berichtet und sie rät ihm auch nicht dazu, die Experimente beim Doktor einzustellen. Sie ist also, obwohl sie Woyzeck liebt, zu sehr mit sich und ihrer Untreue beschäftigt, um Woyzecks wahren Zustand und seine Gefühle zu erkennen.
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Kirsten Schwebel
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