Lady Milford stammt ursprünglich aus England und begegnet nach ihrer Flucht dem Fürsten, dem sie aus finanzieller Not als Mätresse an seinen Hof folgt. Dort erweist sie sich als Wohltäterin des Volkes, verlässt den Fürsten aber schockiert, als sie erfährt, dass dieser sie in Bezug auf den Soldatenhandel belogen hat. Die folgende Charakterisierung geht ausführlich auf Lady Milford ein.
Lady Milfords Vergangenheit
Lady Emilie Milford heißt eigentlich Johanna Norfolk und wächst als Tochter des obersten Kämmerers des englischen Königs auf. Als sie 14 Jahre alt ist, wird ihr Vater, Herzog Thomas Norfolk, beschuldigt, sich mit den Franzosen verbündet zu haben und wird deshalb durch Enthaupten hingerichtet.
Da der Vater ein verurteilter Verräter ist, fällt der gesamte Besitz der Familie an die Krone und der Rest der Familie muss das Land verlassen. Ihre Mutter stirbt am gleichen Tag wie ihr Vater und so steht die junge Johanna nun allein da. Sie hat ein wenig Schmuck und ein Familienkreuz, das sie bis heute in Ehren hält und das sie von ihrer sterbenden Mutter erhalten hat.
Sie flieht mit ihrem Kindermädchen nach Hamburg. Dort leben sie von dem Erlös des Schmucks, wobei die junge Frau feststellen muss, dass ihr die höfische Erziehung nun nichts bringt. Nach sechs Jahren stirbt ihr Kindermädchen und auch ihr Geld geht zur Neige.
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Völlig perspektivlos geht sie am Elbeufer spazieren und trifft dort zufällig den Herzog, der sich direkt in sie verliebt und sie bittet, ihn an seinen Hof zu begleiten. Die einsame und verzweifelte Johanna nimmt sein Angebot an, da sie nicht weiß, wie sie ohne Geld leben soll.
Außerdem sehnt sie sich nach Liebe und Zuwendung, was der Herzog ihr neben einer sicheren finanziellen Zukunft bietet. Sie nennt sich nun Lady Emilie Milford und folgt ihm an den Hof.
Dort angekommen, merkt sie schnell, dass sie eigentlich keine Mätresse sein will, aber als sie das Leid des Volkes sieht, entschließt sie sich zu bleiben, um es zu mildern. Der Herzog betreibt nämlich Soldatenhandel, d.h. er verkauft junge Männer an andere Herrscher, damit sie in deren Kriegen kämpfen.
Die Lady nimmt ihm in einer leidenschaftlichen Nacht das Versprechen ab, damit aufzuhören und auch das Schicksal anderer Menschen beeinflusst sie positiv, indem sie den Herzog dazu bewegt, Todesurteile aufzuheben und Haftzeiten zu verkürzen. Darin zeigt sich die Liebe des Fürsten zu ihr und auch ihr Einfluss auf ihn. Politik wird hier im Bett entschieden.
Lady Milford ist eine vielschichtige Persönlichkeit. Als offizielle Geliebte des Fürsten hat sie Macht und Einfluss, wird aber auch als Schandfleck wahrgenommen, da sie unverheiratet ein offizielles Liebesverhältnis hat. Sie leidet darunter, beklagt sich aber nie laut.
Eigentlich widerspricht ihr momentaner Lebenswandel ihrer Ansicht von Tugend. Aber sie bleibt einerseits aus finanzieller Not beim Herzog und andererseits, um die Unterdrückung des Volkes zu lindern. Sie handelt wohltätig, indem sie beispielsweise Schmuck verkauft und den Erlös an die Armen verteilt.
Außerdem hat sie den Herzog dazu bewogen, den Soldatenhandel aufzugeben und wirkt immer wieder auf ihn ein, Todesurteile aufzuheben und Haftzeiten zu verkürzen. Sie findet eine Aufgabe und Bestätigung darin, sich um das Volk zu kümmern. Außerdem rechtfertigt sie damit vor sich selbst ihren unmoralischen Lebenswandel.
Ihre Wohltaten für das Volk erreicht die Lady durch die Beeinflussung des Fürsten. Sie versteht es geschickt, ihn an sich zu binden und ihn in ihrem Sinne zu lenken. Das zeigt, dass ihr die höfische Intrigen und Ränkespiele durchaus vertraut sind. Noch deutlicher wird dies an der Verlobung mit Ferdinand. Die Lady hat sich nämlich in ihn verliebt und ihn deshalb ausgewählt.
Sie möchte mit ihm den Hof verlassen und ein tugendhaftes und glückliches Leben führen. Dem Fürsten, der sie nicht gehen lassen will, hat sie aber weisgemacht, dass eine Hochzeit mit Ferdinand sie weiter an den Hof binden würde und sie auch in Zukunft seine Geliebte sein könnte. Die zukünftige Ehefrau des Herzogs möchte die Mätresse loswerden, der Fürst will sie aber behalten.
Durch die Ehe mit einem anderen Mann, verliert sie ihren Status als Mätresse und kann geachtet am Hof leben. Dass sie dies nicht will und ihr die Machenschaften dort eigentlich zuwider sind, weiß der Fürst nicht. Sie hat es auch geschickt eingefädelt, dass der Fürst glaubt, die Hochzeit mit Ferdinand sei seine Idee gewesen.
Auch im Gespräch mit Luise ist erkennbar, wie gut sich Lady Milford auf die Beeinflussung anderer versteht. Sie putzt sich heraus und empfängt das Bürgermädchen im schönsten Zimmer des Palasts, um es zu beeindrucken und einzuschüchtern.
Dass sie aber dennoch nicht so intrigant ist, wie der Rest des Hofes zeigt sich darin, dass sie am Ende auf Ferdinand und damit auf ihre Liebe verzichtet. Sie beschließt Buße für ihren sündigen Lebenswandel zu tun und den Hof für immer zu verlassen. Sie verschenkt sogar ihren ganzen Besitz. Daran sieht man, wie ernst es ihr damit ist. Im Herzen ist sie eine gütige und tugendhafte Frau, die aus Not zur Mätresse wurde.
Autorin: Kirsten Schwebel
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